Der Neubau der Ev. Kirche in Oberwambach wird verwirklicht
Die neue Kirche in Oberwambach sollte in Anlehnung an die Ev. Kirche in Schöneberg errichtet werden. Deshalb wurde der Bauunternehmer Dickel aus Nümbrecht, der schon die Ev. Kirche in Schöneberg realisiert hatte, mit der Bauleitung betraut. Für eine neue Orgel fehlte noch das Geld, aber man wollte in einem Orgelfonds dafür sammeln. Die Kosten des Kirchneubaus waren auf 7700 Thaler veranschlagt; die genaue Endsumme belief sich aber auf 7.901 Thaler, 16 Silbergroschen und 3 Pfennige.
Daher lieh Fabrikant Jagenberg der Kirchengemeinde gegen Schuldschein einen Betrag in Höhe von 350 Thalern. Am 20. April 1870 hatte die Baukommission mit dem Pfarrer und dem Bauunternehmer die Fundamente begutachtet und festgelegt. Sie bestimmten, dass die obere Kante des Sockels 4 Fuß über der oberen Kirchwandhöhe herlaufe und berechneten die Fundamenttiefe ausgehend von der oberen Schiffsecke.
Somit konnte am 18. Mai 1870 die Grundsteinlegung erfolgen. In den Grundstein wurden Münzen, das aktuelle Altenkirchener Kreisblatt und die folgende Grundsteinurkunde gelegt: „Im Jahre des Heils Ein Tausend Acht Hundert Siebenzig am achtzehnten Mai, im zehnten Jahre der Regierung des Königs Wilhelm I von Preußen, während Seine Excellenz der Geheime Rat, Herr von Pommer-Esche Oberpräsident, der Doktor der Theologie Eberts General-Superintendent der Rheinprovinz, der Pfarrer der hiesigen Gemeinde Johannes Brauneck Superintendent, und der Pfarrer zu Kirchen, Jakob Doll Assessor der Synode Altenkirchen, Kampus Landrat des Kreises und Lietzmann Bürgermeister der Bürgermeisterei Altenkirchen war, wurde hier zu Oberwambach der gegenwärtige Grundstein gelegt.“ Zu der feierlichen Grundsteinlegung waren – außer Pfarrer Brauneck – der Assessor der Synode, die meisten Geistlichen der Synode sowie zahlreiche Gemeindemitglieder erschienen.
Bei der Feier wurde erst ein Lied gesungen, worauf der Pfarrer dann die Predigt hielt. Die Grundsteinurkunde wurde verlesen, auch beteiligte sich der Sängerchor der Lehrer mit zwei Liedern. Assessor Pfarrer Doll sprach ein Schlusswort und die Gemeinde sang: „Ach bleib mit deiner Gnade“. Da der Weg zur Kirche über den Acker der Witwe Haering führte, nahmen deren Kartoffeln Schaden, den die Kirchengemeinde ersetzte. Es wurden ihr dann 18 Ruthen Ackerland abgekauft, die Ruthe zu 1 Thaler und 10 Silbergroschen.
Im September 1870 beriet man über die Glocken, die in den Oberwambacher Kirchturm gehängt werden sollten; man entschied sich schließlich dafür, die beiden bisherigen Bronze-Glocken der alten Kapelle gegen zwei Gussstahlglocken umzutauschen und dazu noch eine dritte passende Gußstahlglocke aus der Gußstahl-Fabrik zu Bochum zu beziehen. Der nach Abbruch der Kapelle errichtete Glockenstuhl, in dem die beiden alten Bronzeglocken sich befanden, sollte verkauft werden. Im Oktober wurde der neue Kirchenbau von der Baukommission abgenommen. Auf die Hinzuziehung eines Experten wurde verzichtet.
Am 25. Oktober 1871 konnte die Kirche dann mit einem Gottesdienst eingeweiht werden. Hierzu hatten sich der General-Superintendent Eberts und der Präses der Provinzial-Synode, Pfarrer Nieden, sowie fast sämtliche Geistliche der Synode und einige Nachbarpfarrer eingefunden. Bei dem Geläute der neuen Glocken bewegte sich dann der Festzug zur Kirche. Voran gingen die älteren Schulkinder mit ihren Lehrern, dann der Schulvorstand, darauf die Presbyter, die die Altar- und Kanzelbibel sowie die vasa sacra (Abendmahls- und Taufgeräte) trugen; es folgten die Baukommission und alle Pfarrer. An der Kirchentür überreichte der Bauunternehmer Dickel dem Kirchmeister Ramseger den Schlüssel, dieser reichte den Schlüssel an den General-Superintendenten und dieser an den Pfarrer weiter, der dann die Kirche im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes öffnete. Der General-Superintendent vollzog nach dem Liede „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr“ den Weiheakt und sprach über Offenbarung 21, 5 „Siehe, ich mache alles neu“. Es folgte die Ansprache des Präses der Provinzialsynode über Psalm 84,2. Die Liturgie hielt der Synodal-Assessor, Pfarrer Doll, die Weihepredigt der Ortspfarrer, Superintendent Brauneck, über 1. Mose 28, 16 und 17 „Wie heilig ist diese Stätte“. Den Schluss der Feier machte das Lied „Nun danket alle Gott“. Die Kirchenkollekte am Ausgang wurde für den Orgelfonds bestimmt. Die Bibelgesellschaft zu Koblenz schenkte der Gemeinde eine Kanzelbibel für die neue Kirche. Die 14. Rheinische Provinzialsynode von 1871 spendete wiederum, zum dritten Male, eine Gabe für den Kirchbau, und zwar diesmal die große Gabe von 1.000 Thalern. Nun konnte das Gemeindeleben in der neuen Kirche zu Oberwambach beginnen.
Jutta Zemlin